https://taz.de/Gemuetslage-vor-der-Fuss ... /!5993692/Die Antwort muss zuerst lauten, dass es vor der WM 2006 zum vergleichbaren Zeitpunkt ja kaum besser war. Die Stiftung Warentest versetzte das Land damals zu Jahresbeginn in hellen Aufruhr, weil die von viel Steuergeld gebauten neuen Arenen angeblich „teilweise beträchtliche Sicherheitslücken“ aufwiesen. Man nörgelte halt schon damals gerne: über zu viele Karten für VIPs und Sponsoren; über angebliche Datenlecks bei den WM-Tickets und natürlich über eine Nationalmannschaft, die sich mit einem 1:4 gegen Italien in Florenz eine Klatsche abholte.
Das alles war kein Thema mehr, als mit dem Eröffnungsspiel am 9. Juni 2006 in München der Verteidiger Philipp Lahm trotz eines kaputten Arms den Ball gegen Costa Rica in den Winkel jagte. Ab diesem Tag schien in ganz Deutschland die Sonne. Und die Welt war wirklich zu Gast bei Freunden.
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Nur alles ist eben nicht vergleichbar, und das geht bei der Orga-Truppe schon mal los, die 2024 als Joint Venture zwischen DFB und Uefa angelegt ist. 2006 hielt das deutsche OK die Strippen in der Hand. „Wir konnten uns sechs Partner als nationale Sponsoren suchen“, erinnert DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
Genau wie Lahm versucht sich der Verbandschef als Gesundbeter. Ihm gefällt es nicht, wenn „die Stimmung in den Keller geredet wird“. Er wehre sich zwar dagegen, dass der „Fußball als Allheilmittel“ tauge, aber „Abwechslung, Zuversicht, Freude und Stolz“ solle das Turnier schon stiften. Es hätte nicht 150.000 Bewerbungen aus aller Welt auf die 16.000 Volunteer-Plätze gegeben, führte der frühere SPD-Politiker aus, wenn „sich nicht so viele Menschen mit dem Turnier in Verbindung setzen wollen“.
Vielleicht liegt es auch an den Kosten...
https://taz.de/Rahmenprogramm-zur-Fussb ... /!5992633/...
Spruchreif sind nun die Pläne für das umfangreiche Rahmenprogramm in Berlin rund um die EM. Am vergangenen Montag wurde es den Mitgliedern des Kulturausschusses des Abgeordnetenhauses von Alma Seiberth vorgestellt. Sie arbeitet als Projektkoordinatorin des Fan Festival Uefa Euro 2024 – so der offizielle Name das Rahmenprogramms.
Ein spektakulärer Hotspot
Von der Uefa kommt unter anderem die Vorgabe, dass es einen spektakulären Hotspot geben muss. Das Brandenburger Tor, so das Versprechen, soll deshalb an den 31 Tagen der EM in das angeblich größte Fußballtor der Welt verwandelt werden. In einer Animation von Kulturprojekte Berlin https://kulturprojekte.berlin/projekte/ ... 24-berlin/sieht man ein überdimensioniertes Tor samt riesigem Kunstrasen. „Wir rollen für alle Berlinerinnen und Berliner sowie alle Gäste den grünen Rasen aus: Die Straße des 17. Juni wird zum Spielfeld für alle“, verspricht Geschäftsführer Moritz van Dülmen.
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Andererseits: Das Ganze kostet eine Stange Geld. Laut Kulturprojekte Berlin GmbH stehen insgesamt 21 Millionen Euro für das Rahmenprogramm zur Verfügung, der Löwenanteil geht für Infrastruktur, Sicherheit, Honorare etc. drauf. Ist das gut angelegtes Geld? Ist das noch zeitgemäß?
Aber rechtfertigt das die Investitionen in so ein groß angelegtes Rahmenprogramm? Das muss letztens Endes jeder für sich selbst beantworten. Fußballfans werden so eine Frage mit einem klaren Ja beantworten. Alle anderen dürften eher einem Nein zuneigen.
So oder so: In Zeiten klammer Kassen ist das auf alle Fälle eine sehr berechtigte Frage.